Die deutschsprachigen Einwohner Belgiens besitzen im belgischen Staatsgefuge eine rechtlich abgesicherte Stellung mit einer betrachtlichen politischen Autonomie. Diese stellt den vorlaufigen Schlusspunkt einer bewegten Vergangenheit am Schnittpunkt mehrerer Kulturraume und an den Grenzen mehrerer Staaten dar. Die Fokussierung hierauf und die damit verbundenen selbstgenugsamen Einigelungstendenzen haben jedoch zur Verdrangung der Frage gefuhrt, was uber den formellen Status hinaus ihre Identitat ausmacht und sie von ihren Nachbarn unterscheidet, von denen sie sich bewusst abgrenzen wollen, obwohl sie ihnen in vielerlei Hinsicht ahnlich sind. In diesem Buch werden die verschiedenen Identitatsdimensionen systematisch und kritisch untersucht, und dabei auch gelaufige Selbstbilder hinterfragt, insbesondere auch mit Blick darauf, welches Potenzial sie fur die weitere Entwicklung bieten. Auf dieser Grundlage wird ein Perspektivwechsel empfohlen und in seinen Grundzugen dargestellt. Ausgehend von den Merkmalen der Deutschsprachigen in einem weiteren kulturellen und regionalen Kontext werden neue Sichtweisen auf das Eigene und das grossere Ganze in einer zukunftsorientierten Denkhaltung entwickelt. Dabei wird kein fertiges Modell vorgestellt, wohl aber aufgezeigt, welche identitatspragenden Eigenschaften auf einer inhaltlichen Ebene positive Bestandteile einer Identitat der deutschsprachigen Belgier darstellen konnen.