Das Thema āŗNationā¹ hat die Historiker eine Zeitlang wenig beschƤftigt. Der unversehens in vielen LƤndern erneut hƶchst lebendige Nationalismus ist jedoch eine Herausforderung auch für die Wissenschaft. Ihr Interesse für die Nation und das Nationale ist wieder erwacht, aber sie geht an die Problematik anders heran als früher: mit einem historisch wie aktuell geschƤrften Blick und mit neuen Fragestellungen. Nach Politik- und Ideengeschichte haben zuletzt sozialgeschichtliche Untersuchungen die Diskussion über Nation und Nationalismus vorangebracht. Erforscht wurde der Nationalismus als soziales PhƤnomen moderner Gesellschaften; zumindest im Hintergrund haben dabei meistens auch Nationalgefühl und nationale Empfindungen eine Rolle gespielt.Die BeitrƤge dieses Bandes erfassen den Zusammenhang von Nation und Emotion indessen auf neuartige Weise. Zentral ist die VergegenwƤrtigung des Nationalen in nationalen Mythen, Symbolen, Ritualen. Wie haben sie nationale Emotionen erzeugt oder verstƤrkt? Und wie deren Ausleben geformt und reguliert? Mehr als das: Wie weit haben nationale Mythen, Geschichtsbilder, Erinnerungen daran mitgewirkt, Empfindungen wie Trauer und Hoffnung zu definieren und zu steuern? In welchem MaĆe haben Gefühle wie Liebe und HaĆ in Verbindung mit Nationalismus und Nation eine andere IntensitƤt, eine andere Richtung bekommen? Es geht natürlich auch um das schwer faĆbare Ā»NationalgefühlĀ«, doch ist das Interesse umfassender. Im Blick steht das vielfƤltige und vielschichtige Beziehungsgeflecht von Nation und Emotion, das zugleich über sich hinausweist auf die allgemeine Frage der Geschichtlichkeit und kulturellen RelativitƤt von Emotionen.Studien über Nationalismus und das Nationale beschrƤnken sich fast immer auf eine Nation. Das geschieht hier nicht, das Konzept des Bandes ist konsequent vergleichend. Mit Deutschland und Frankreich werden zwei LƤnder behandelt, die nicht nur das VerstƤndnis von Nation stark geprƤgt haben, sondern die sich zeitweilig auch als erbitterte nationale Feinde gegenüberstanden.